Einband-1 Herzlich willkommen auf der Homepage von Wilhelm Zannoth

Ich hoffe, dass Sie etwas Zeit haben sich hier umzusehen.


© by Wilhelm Zannoth
Antiquariat

Inhaltsverzeichnis

Nostradamus - Originale
Prognosticon 1560 (deutsch)
Pronostication nouvelle 1562
Propheties 1568 Lyon
Bibliographie

Guillaume Thonnaz
meine 3 Bücher
Kritik dazu
Propheties - Vergleiche
Kurz - Analyse dazu
Orus Apollo
Orus Apollo - Vergleich
Das Orus - Manuskript
Leoninische Verse
Scaliger & Nostradamus
Index & poulse
Die Grabtafel des Nostradamus
Spurensuche
Buchdruck um 1500 bis 1600

Genealogie

Seiten in Arbeit!
Maldoner - Malthaner
Zannoth & Fritz

Web - Links
Impressum


Das Orus Apollo - Manuskript
und einige Eigenheiten davon.

orus apollo-01    orus-1c.jpg

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Zum Vergleich habe ich hier die "ungereinigte" (das Original) und die "gereinigte" Titelseite eingefügt.

Da es von Nostradamus nur sehr wenige Handschriften gibt,
sind natürlich auch seine Signaturen selten und wie man hier sehen kann, schon eigenartig !

Robert Benazra zeigt die 1. Signatur auf seiner HP als Vergleich zu der nachgeahmten Unterschrift des "Michel de Nostradamus, dem Jungen", wie sich ein schlauer Bursche nach dem Tode des Meisters nannte und gefälschte Almanache drucken lies und verkaufte.

signatur    Unterschrift

hier die obige Unterschrift vom Horapollo mit dem besonderen Merkmal unten bei "Province" !

In meinem 3. Buch - Weitere Werke des Meisters habe ich den Text dieses Manuskripts (fast) komplett abgeschrieben und in die deutsche Sprache übersetzt. Schon dort habe ich auf die Schwierigkeiten beim lesen des Textes von der schlechten Copie des Films hingewiesen. Heute weiss ich, dass auch meine Abschrift noch einige Fehler enthält, doch bei dem geringen Interesse das für diesen Text besteht, ist es für mich uninteressant eine neue Version zu veröffentlichen.

Dass dies der 1.Text ist, den wir von Nostradamus kennen, ist allgemein bekannt und das Alter des Papiers wurde durch eine Analyse auf die Zeit zwischen 1535 und 1539 festgelegt.
Der Text ist der Prinzessin von Navarra, Jeanne d'Albret (1528 - 1572) gewidmet und nachdem sie mit 13 Jahren am 14. Juni 1541, das erste mal geheiratet hat, wurde das Manuskript also in diesem Jahr oder früher geschrieben. Diese Ehe wurde 1545 geschieden.
Ein weiterer Anlass könnte ihre Hochzeit mit Antoine de Bourbon am 20 Oktober 1548 gewesen sein, dann ist das Manuskript in jedem Fall vor 1548 entstanden !
Für die Entstehung der Widmung wäre natürlich ihre Hochzeit ein Anlass gewesen, aber dann müsste es noch eine "Reinschrift" oder einen Druck geben, denn dieses nicht sehr dekorative Manuskript wird der Meister kaum an die Prinzessin überreicht haben.

Bild-04b
Seite 4r mit Korrekturen des Meisters !
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Der ursprünglich griechische Text wurde 1505 zuerst gedruckt und dann zweisprachig (griech. u. franz.) von Bernardino Trebatio 1521  übertragen. Das Manuskript von Nostradamus enthält nun aber als erstes etliche Änderungen gegenüber den früheren Originalen !
Es bringt mehr Text - nach einer alten Schrift der Druiden - und er schreibt bei den einzelnen Absätzen teilweise sehr ausführliche Erläuterungen.
Auch ist die Anordnung der Texte - im Rythmus von Epigrammen - vorher und auch nachher nicht gebraucht worden.
Ob die anonyme "Kerver-Ausgabe von 1543" nun von Nostradamus ist oder nicht, sie enthält auf jeden Fall auch einen Teil der zusätzlichen Texte die Nostradamus zuerst verwendet hat. Da sie nun nachweislich später als das Manuskript datiert ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass der ungenannte Autor, beim Meister abgeschrieben hat !

Das Manuskript ist auf jeden Fall ein bemerkenswertes und interessantes Dokument über die Handschrift und einen "Entwurf" von Nostradamus !
Schon bei der Titelseite fällt auf, dass er schreibt : "im Rythmus von Epigrammen" und nicht in "Reimen" oder "Versen" !
Diesen "Rythmus" hat er im Vorwort an "König Henri" - "la rithme estre autant facile," (S.5) und in der Centurie 10 Vers 8 "Index & poulse parfondera le front" als "Puls" erwähnt !
Sehr interessant ist auch seine Verwendung von verschiedenen Schriftarten und die bewusste Gross- und Kleinschreibung von einzelnen Buchstaben. Das kann man als einen deutlichen Hinweis zur Anwendung der "Steganographie" bewerten, die ja gerade zu seiner Zeit, eine Renaissance erlebte durch die Bücher und Schriften von Trithemius, Agrippa usw. !
Weiter ist auffällig, dass er hier sehr oft den grossen Buchstaben "J" verwendet, den er in seinen Centurien nicht benutzt hat. Teilweise setzt er ihn sogar als "I" ein, aber er verwendet auch das normale "i" mehrmals !

Bild 27
Bild 26v
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In der 5.Zeile von oben "Jlz" mit "J" und in der 4.Zeile von unten "Ilz" mit "I" geschrieben !

Auf Seite 40v, am Ende des 1.Teiles, hat der Meister sogar einen Buchstaben seines eigenen Namens vergessen und er schreibt "NOSTRADMVS" !
Hier finden wir auch die Anmerkung, dass er die Ergänzungen nach einem alten Exemplar der Druiden abgeschrieben hat !

orus-40v
Bild 40v
Rechtschreibfehler oder Absicht - das ist hier die grosse Frage ?

Nachdem ich die "grobe" Vorarbeit geleistet hatte und den gesamten Text abgeschrieben als Computerdatei zur Verfügung stellte, hat sich Patrice Guinard die Mühe gemacht, das Manuskript noch einmal genauer zu betrachten und einen ausführlichen Artikel darüber zu schreiben.
Er hat einige Fehler der "Rollet-Ausgabe" angeführt, die einzelnen Seiten nummeriert, alle Zeilen und teilweise auch die Buchstaben der Epigramme gezählt. Die - für seinen aus dem Testament des Meisters abgeleiteten Zahlen - Code benötigten Zahlenangaben - hat er dabei anscheinend gefunden und auch ausführlich dargestellt.
Leider hat er die Groß- und Kleinschreibung, auf die ich in meinem Buch extra hingewiesen habe, nicht richtig beachtet !
(Wie sollte er auch, da er meine deutschen Bücher nicht gelesen hat !)
Wenn man das Original genau betrachtet, so müsste man eigentlich hier die Worte mit grossem "J" am Anfang, alle mit "J" schreiben, was ich jedoch auch nicht gemacht habe !
Dass er die Auslassungszeichen (l'estomach) eingesetzt hat, kann ich noch verstehen, aber die Gross-Schreibung hätte er beachten müssen, auch wenn er mir einmal geschrieben hat : "das war früher allgemein so üblich" !

Que vouloient ilz signifier par le Doigt

Et en voulant bien l'estomach cognoistre
Que venoient ilz pour cella indiquer
Le doigt de l'homme nous faisoient aparoistre
Car le doigt vient l'estomach indiquer
Le doigt indicque que l'ont vient apliquer
De l'estomach fainct juste de monstrance
Qu'estoit besoing le signe repliquer
Du ventricule la vraye intelligence
Que vouloient ilz signifier par le Doigt    NOTE  72

Et en voulant bien lestomach cognoistre
Que venoient ilz pour cella Indiquer
Le doigt de l homme nous faisoient aparoistre
Car le doigt vient lestomach Indiquer
Le doigt Indique que lont vient apliquer
De lestomach fainct Iuste de monstrance
Questoit besoing le signe Repliquer
Du ventricule la vraye Intelligence

Epigramm-72

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Bei den Bezeichnungen "NOTE", "NOTHE", "NOTA" und "NOTE NOTE" ist der Meister sehr nachlässig mit den beigefügten Zahlen umgegangen und wie man bei dem Bild oben sehen kann, hat Nos. links am Rand 74 geschrieben, aber dann in der gleichen Zeile den Vers mit "NOTE 72" bezeichnet. Sehr oft verwendet er keine Zahlen, oder er benutzt sie auch doppelt. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass die zusätzlichen Zahlen am Rand, später von einer anderen Person eingefügt wurden, aber um das genau zu beurteilen müsste man das Original sehen und nicht nur eine Kopie davon !

Patrice hat die 1. Leerseite nicht mitgezählt und dadurch stimmt seine Nummerierung nicht mit den Nummern der originalen Bilder - Seiten überein.
Es ist zwar "allgemein" üblich, die Blätter und nicht die Seiten, so zu markieren, aber ob es zweckdienlich ist, ist eine andere Frage.
Wie schon in meinem Buch beschrieben, hat anscheinend der Fotograf die Seiten nummeriert. Die Zahlen gehen von 1 auf der Titelseite bis zu 86 auf der vorletzten Leerseite. Da der Fotograf immer 2 Seiten auf einem Bild hat, trägt immer nur die rechte Seite eine Nummer.
Bei Patrice ist nun die 1. Seite rechts die Nr. 1r (recto) und die Rückseite, die eigentlich die (Bild-) Nr. 2 links ist, trägt die Nr. 1v (verso) = 1.Rückseite !
Etwas kompliziert, denn 1 links und 1 rechts, wäre besser zu verstehen und würde mit den originalen (Bild-) Seiten - Nummern übereinstimmen !
Auch ist Patrice nicht aufgefallen, dass Nostradamus einzelne Seiten unten mit Buchstaben markiert hat. Es sieht so aus, als wäre dies eine Markierung für die späteren Druckbogen. Die Buchstaben gehen von grossem "A" bis zum grossen "O", wobei teils jede 4. Doppel - Seite gezeichnet ist, aber teils auch nur jede 8. Doppel - Seite. Teils sind auch zusätzlich die gleichen Buchstaben in kleiner Schrift mit der Zahl "1" beigefügt. Also hatte Nostradamus, zu der Zeit als er dieses Manuskript schrieb, schon seine Erfahrungen mit den Buchdruckern gemacht und deshalb die Markierungen für den Setzer zum heften der einzelnen Bögen und Seiten angebracht !
Die Buchstaben befinden sich auf den folgenden Seiten :
Titelseite = + (Kreuz), "A" = S.9r, "B b1" = S.13r, "C c1" = S.17r, "D d1" = S.21r, "E" = S.25r, "F" = S.33r, "G" = S.41r, "H" = S.49r, "I" = S.53r, "K" = S.57r, "L" = S.65r, "M" = S.69r, "N" = S.77r, "O" = S.82r !
Da wir jedoch keine Angaben über den Druck eines Werkes von ihm vor 1550 (1. Almanach) haben, stellt sich die Frage warum er die Markierungen angebracht hat ?
Der 1. noch vorhandene Druck sind die 2 verschiedenen "Propheties" - Ausgaben von 1555 und dann das Rezeptbuch von 1556 "Excellent & moult ...", das jedoch im letzten Teil auf Seite 226 mit 1552 datiert ist !
Also können wir davon ausgehen, dass dieses Buch schon 1552 das 1. mal gedruckt wurde, aber diese Ausgabe bis heute verschollen ist !
Dieses Werk wurde ja in den folgenden Jahren immer wieder neu gedruckt und war damit anscheinend schon ein "Verkaufsschlager".

excellent-226

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Weiter schreibt Patrice bei Seite 22r "durchgestrichen, aber warum ?".
Wie wir auch bei Seite 23v sehen, hat Nostradamus hier zuviel korrigiert und ausgebessert. Diese Seite hat er dann als "unleserlich" durchkreuzt !
Das Kreuz der Seite 22r erscheint ganz schwach auch auf der Rückseite 22v und es hat einen anderen Winkel als das der nächsten Seite !
Bei S. 23v kann man das deutlich erkennen und auf  S. 24r hat er mit dem Text vom "Nil" neu geordnet, aber ohne die Überschrift "Comment ilz ...", wieder begonnen. Auch sieht man deutlich, dass das "Kreuz" mit der nassen Tinte vom durchstreichen auf der Rückseite (23r) wieder erscheint !
Die schrägen Linien sind auf jeden Fall im gleichen Winkel, wenn auch natürlich spiegelverkehrt.

orus-21v-22r      orus-22v-23r.jpg      orus-23v-24r.jpg
21v + 22r 22v + 23r 23v + 24r

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Nach dem beschreiben der S. 24r hat der Meister anscheinend das Manuskript offen zum trocknen liegen gelassen. Da auf dieser Seite das Kreuz nicht mehr zu sehen ist, hat er nicht umgeblättert zum weiterschreiben !


Auffällig sind am Text des Horapollo noch 2 deutliche Hinweise auf den Text der Prophezeiungen !
Auf Seite 11 links "FELICI  ARABIAE  REPERTUM", wo sich mit dem Vers der Centurie V. 55 - "De la felice Arabie contrade," eine Verbindung herstellen lässt.
Dann auf Seite 84 rechts - "Comment il appelloient les dieux Infernaulx qu'ilz appelloient manes. D. M.". Hier findet man die Verbindung bei Centurie 8 Vers 66 "Quand l'escriture D. M. trouuee," !
Des weiteren ist mir aufgefallen, dass hier eine Verbindung zu den "Sixains" bestehen kann, da jeweils hier und dort der "Elephant" und das "Krokodil" mehrmals genannt werden !
Auch in der Kritik von L. Videl taucht ein "Elefant" auf !
In den "Sixains" lassen sich wiederum einwandfrei Verbindungen zu den "Propheties" nachweisen !

Das sind viele Ungereimtheiten und viele Fragen die da noch offen bleiben !

Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an !

© Guillaume Thonnaz 2005
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